Vergangenheit und Jetztzeit
(Foto aus Fotostrecke "Die Wiederentdeckung des Internats Summerhill, Spiegel online)
Vor vielen, vielen Jahren wurde ich Lehrerin an einer staatlichen Volksschule. Am ersten Schultag nach den Osterferien stieg ich die Treppen eines echten Schulhauses hoch, in einem selbstgenähten grünen Kleid (umgearbeitetes Abiturkleid), das am Rücken eine offene Naht hatte, die ich sehr schick fand.
Nach dem Unterricht machte man mich darauf aufmerksam, dass dieses Kleid mit dieser offenen Rückennaht nicht passend sei für eine Lehrerin.
Ich hatte, bevor ich Lehrerin geworden war, fünf Jahre in einem Mädcheninternat der Englischen Fräulein verbracht. Die Ansichten, die Klosterfrauen und Schülerinnen dort hatten und äußerten konnte ich nie akzeptieren. Es fielen Sätze wie: Socken sind das letzte Bollwerk einer Frau. Rot lackierte Fußnägel sind hier nicht erwünscht. Lange Hosen trägt man nur im Sportunterricht.
Diese Erfahrungen in meiner Internatszeit hatten mich einigermaßen gut auf die Tätigkeiten in diesem Beruf vorbereitet.
Das wichtigste und erfreulichste in den Schulen waren die Kinder. Mit ihnen machte es großen Spass Unterricht zu erleben. An der Hochschule hatte ich mich nicht gut auf die Praxis vorbereitet. Ich musste das Unterrichten erst lernen.
Ich hatte großes Glück eine Lehrerin kennen zu lernen, die grandios unterrichtete. Jeden Nachmittag fuhr ich zu ihr. Bei ihr lernte ich Grundlgendes, worauf ich weiter aufbauen konnte. Vor allem aber lernte ich von ihr den Mut zu haben, auch neue Wege zu gehen, Unnötiges wegzulassen und Wichtiges zuzulassen. Ich las das Buch von Summerhill von S. Neill und, was soll ich sagen, ich war begeistert. Schon während des Lesens wurde mir klar, dass hier jemand die Kinder respektierte wie gleichberechtigte Partner. Es ging nicht darum, dass Kinder das machen durften, was sie ungezogenerweise gerne machten, sondern dass sie gar nicht auf die Idee kamen, durch den respektvollen Umgang mit ihnen, ungezogen zu sein. Das Wort "antiautoritär" verstand ich immer als das, was es sagte: eben nicht autoritär zu sein, keine Macht auszuüben. Das sollte nicht heißen alles laufen zu lassen. Im Gegenteil, man musste sich die unangenehme Mühe geben, zu erziehen. Erziehen ist eine lästige Aufgabe, die Kraft und Zeit kostet. Erziehen beinhaltet auch, Regeln zu erarbeiten, gemeinsam mit den Kindern und diese dann auch konsequent einzuhalten, oder, wenn sie nicht funktionieren, wieder abzuschaffen. Erziehen bedeutet Grenzen zu setzen, die Erziehende und zu Erziehende einhalten. Sich als Erwachsene diesen Regeln zu beugen fiel mir anfangs schwer. Es war einfacher Macht auszuüben und zu erpressen. Das ging schnell und war bei den Erwachsenen die gängige Methode.
Wenn ich so nachdenke über die Vergangenheit, fallen mir natürlich auch die antiautoritären Kindergärten ein, in denen der Begriff "antiautoritär" leider missverstanden wurde.
Ich bezweifle, ob die Menschen in der Jetztzeit das Wort "antiautoritär" so verstehen würden oder verstehen, wie es Neill gemeint haben muss: respektvollen, konsequenten und liebenden Umgang mit Kindern und jungen Menschen. Dieser Umgang kostet natürlich auch mehr Zeit, als (G8, danke Herr Stoiber) man heute geneigt ist Kindern und jungen Menschen zu geben, einzuräumen, zuzugestehen .
Ohne die drei großen Zets, Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit geht es leider nicht.
Vor vielen, vielen Jahren wurde ich Lehrerin an einer staatlichen Volksschule. Am ersten Schultag nach den Osterferien stieg ich die Treppen eines echten Schulhauses hoch, in einem selbstgenähten grünen Kleid (umgearbeitetes Abiturkleid), das am Rücken eine offene Naht hatte, die ich sehr schick fand.
Nach dem Unterricht machte man mich darauf aufmerksam, dass dieses Kleid mit dieser offenen Rückennaht nicht passend sei für eine Lehrerin.
Ich hatte, bevor ich Lehrerin geworden war, fünf Jahre in einem Mädcheninternat der Englischen Fräulein verbracht. Die Ansichten, die Klosterfrauen und Schülerinnen dort hatten und äußerten konnte ich nie akzeptieren. Es fielen Sätze wie: Socken sind das letzte Bollwerk einer Frau. Rot lackierte Fußnägel sind hier nicht erwünscht. Lange Hosen trägt man nur im Sportunterricht.
Diese Erfahrungen in meiner Internatszeit hatten mich einigermaßen gut auf die Tätigkeiten in diesem Beruf vorbereitet.
Das wichtigste und erfreulichste in den Schulen waren die Kinder. Mit ihnen machte es großen Spass Unterricht zu erleben. An der Hochschule hatte ich mich nicht gut auf die Praxis vorbereitet. Ich musste das Unterrichten erst lernen.
Ich hatte großes Glück eine Lehrerin kennen zu lernen, die grandios unterrichtete. Jeden Nachmittag fuhr ich zu ihr. Bei ihr lernte ich Grundlgendes, worauf ich weiter aufbauen konnte. Vor allem aber lernte ich von ihr den Mut zu haben, auch neue Wege zu gehen, Unnötiges wegzulassen und Wichtiges zuzulassen. Ich las das Buch von Summerhill von S. Neill und, was soll ich sagen, ich war begeistert. Schon während des Lesens wurde mir klar, dass hier jemand die Kinder respektierte wie gleichberechtigte Partner. Es ging nicht darum, dass Kinder das machen durften, was sie ungezogenerweise gerne machten, sondern dass sie gar nicht auf die Idee kamen, durch den respektvollen Umgang mit ihnen, ungezogen zu sein. Das Wort "antiautoritär" verstand ich immer als das, was es sagte: eben nicht autoritär zu sein, keine Macht auszuüben. Das sollte nicht heißen alles laufen zu lassen. Im Gegenteil, man musste sich die unangenehme Mühe geben, zu erziehen. Erziehen ist eine lästige Aufgabe, die Kraft und Zeit kostet. Erziehen beinhaltet auch, Regeln zu erarbeiten, gemeinsam mit den Kindern und diese dann auch konsequent einzuhalten, oder, wenn sie nicht funktionieren, wieder abzuschaffen. Erziehen bedeutet Grenzen zu setzen, die Erziehende und zu Erziehende einhalten. Sich als Erwachsene diesen Regeln zu beugen fiel mir anfangs schwer. Es war einfacher Macht auszuüben und zu erpressen. Das ging schnell und war bei den Erwachsenen die gängige Methode.
Wenn ich so nachdenke über die Vergangenheit, fallen mir natürlich auch die antiautoritären Kindergärten ein, in denen der Begriff "antiautoritär" leider missverstanden wurde.
Ich bezweifle, ob die Menschen in der Jetztzeit das Wort "antiautoritär" so verstehen würden oder verstehen, wie es Neill gemeint haben muss: respektvollen, konsequenten und liebenden Umgang mit Kindern und jungen Menschen. Dieser Umgang kostet natürlich auch mehr Zeit, als (G8, danke Herr Stoiber) man heute geneigt ist Kindern und jungen Menschen zu geben, einzuräumen, zuzugestehen .
Ohne die drei großen Zets, Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit geht es leider nicht.
4 Comments:
Interessanter Einblick.
Ich habe neulich noch die Jahreszahl in Ihrem Beitrag gelesen und war ganz baff. Sie haben da spannende Zeiten miterlebt - und dann ja auch mitgestaltet. Meine Grundschullehrerin war noch vom alten Schlag - und verteilte gern Ohrfeigen oder disziplinierte mit "Eckenstehen". (Leider gab es nicht so einen Eselshut dazu, das hätte ja noch was gehabt.) Die Theorien Neills kenne ich letzten Endes nur vom Hörensagen. Höchstwahrscheinlich sind die auf lange Sicht durch dieses mißverstandene "Laissez-faire" diskreditiert.
Ja lieber Kid, ich habe dann die Jahreszahl schamhaft versteckt, weil mich dann vielleicht niemand mehr liest.
Ich würde mir wünschen, dass die im Umgang mit Kindern tätigen Personen verstehen,dass es eben kein "Laissez-faire" war und ist.
Schön hast das geschrieben, saxana.
Habe für meine Englischgruppe ein Blog gemacht - Kannst du gerne weiterleiten an EnglischlehrerInnen/SchülerInnen.
http://theenglishcafe.blogspot.com
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