Mein Mamapuppe bekam ich, ich war noch klein, aber auch schon groß genug, zu Weihnachten geschenkt. Sie überstand den Krieg, die Flucht und auch meine unbekümmerte Art mit ihr umzugehen. Vor einem der letzten Weihnachtsfeste während des Krieges lebte ich mit meiner Mutter in einem Dorf im Hessischen in einem kleinen Bauernhof. Wir hatten zwei Zimmer bekommen. In dem Zimmer, in dem sich alles abspielte, schlief ich. Da ich vor Weihnachten Probleme mit dem Einschlafen hatte, konnte ich meine Mutter beobachten, wie sie aus Stoffresten ihrer Kleider Puppenkleider für meine Puppen nähte. Ich muss damals zwei Puppen gehabt haben, denn in meiner Puppenkleidergarderobe gibt es Kleider, die der Mamapuppe passen, aber auch solche, die ihr viel zu klein sind.
Heute zog ich ihr ein neues Kleid an, dachte an meine Mutter und an früher und auch daran, dass es jetzt wieder kalt wird. Deshalb trägt sie jetzt einen Mantel. Übrigens waren die Haare früher einmal meinen Friseurkünsten zum Opfer gefallen. In der Puppenklinik reparierte man meine Friseurkünste. Seitdem hat sie wieder wunderschöne lange Haare, die ich viel zu selten bürste. Die Strümpfe müssen noch gewaschen werden. Meine Mamapuppe heißt deswegen Mamapuppe, weil sie Mama sagen kann.