7.03.2009

Unpünktlich oder im Rhythmus der Anderen

Der Gärtner wollte gestern Mittag um 13.00 Uhr kommen, um die Rosen zu schneiden. Er weckte mich heute Morgen. Er klingelte nicht, nein, er schnitt die Rosen, und ich hörte die Schere und das Rascheln des Müllsackes, in den er die Zweige steckte.

So, wie ich ungezogen, nein unangezogen da lag, konnte ich schlecht rausgehen und sagen: "Was machen sie um 09.00 Uhr in meinem Garten? Sie wissen doch, dass ich erst um 9.30 Uhr aufstehe. Überhaupt wollten sie gestern um 13.00 Uhr kommen!" Also schlich ich mich in den Gang, in die Toilette und in die Küche mit dem Blick durch das Fenster auf den schneidenden Gärtner. Ich fühlte mich belästigt, musste aber gleichzeitig dankbar sein, dass er überhaupt gekommen war.
Als ich geduscht und angezogen präsentierfähig war, hatte er sich schon wortlos verabschiedet.
So begann der schwüle Tag unangenehm gestört durch einen Eindringling.

Mir fällt eben auf, dass auch die Putz- und Bügelfrau gestern statt um 14.30 Uhr erst um 15.45 Uhr gekommen war. Auch sie weiß, dass sie spätestens um 14.30 Uhr kommen sollte.
Heute um 13.00 Uhr wollte der Maler mit seinem Freund kommen. Um 12.30 Uhr unterbrach ich deshalb das Lesen der Zeitung um mich ins Bad zu begeben. Um 13.00 Uhr wollte ich bereit sein, seine Wünsche zu erfüllen. Eben führte ich die Zahnbürste zum Mund, als es - nein ER -klingelte; er, der Maler. Meine Zeitplanung hatte wieder nicht geklappt. "Ich klingelte ja auch ganz leise," meinte er, "nicht heftig und nicht fordernd". Ich verschwand wieder im Bad und führte meine kosmetischen Prozeduren zu Ende. Als ich zurückkam hatte er sein Elektrokabel zum Abschleifen der Fenster bereits in eine Steckdose gesteckt. Die versteckteste Steckdose hatte er sich ausgesucht, mein Kabel, das Telefon, AB und TV und Videorecorder mit Strom versorgte herausgezogen und sein Kabel angeschlossen. Nun funktioniert der Anrufbeantworter nicht mehr und die Uhr in dem Videorecorder zeigt statt der Uhrzeit viele unlesbare Gedankenstriche.
Dumm gelaufen, sagte ich mir und schluckte den aufsteigenden Ärger herunter.

Bei Sonnenschein und schönem Wetter fuhr ich zum Einkaufen. Das Gewitter, das heraufzog, hatte ich unterschätzt. Während ich beim Rick eine Tasse Capo trank begann es zu regnen, zu donnern und zu blitzen. Mir fiel mein Schlafzimmerfenster ein, das offen stand, und meine Maler, die die Türen bearbeiteten. Was machen sie wohl? Fahren sie nach Hause und lassen sie Türen und Fenster auf?
Während es schüttete lief ich durch den Regen zum Auto. Die Scheibenwischer schafften es nicht mehr die Scheiben frei zu halten, die Fenster beschlugen. Mühsam fuhr ich durch das Unwetter mit Tempo 20 nach Hause.
Die Maler waren noch da. Die Terassentüre stand ein Viertel offen. Das Parkett war nass, ich war nass. Im Schlafzimmer war nur die Fensterbank nass. Meine beiden Malerfreunde hatten sich in einen trockenen überdachten Winkel des Gartens geflüchtet. Sie erlaubten mir die Terassentüre zu schließen, aber nicht vollständig. Morgen um 15.00 Uhr wollen sie weitermachen. Ich bin schon gespannt, wann sie kommen werden.
Jetzt donnert und regnet es, der Nachbar renoviert sein Bad, und ich muss noch einkaufen.